Have any questions?
+44 1234 567 890
Brunsbütteler Schleusenführer im Interview
Seit mehr als sechs Jahren gibt es in Brunsbüttel einen erweiterten Pool von etwa 15 Gäste- und Schleusenführern. Als Dozenten der Volkshochschule Brunsbüttel e.V. führen diese bis zu 5.000 Gäste im Jahr über die Schleusenanlage und durch das SchleusenInfoZentrum. Auch Stadtführungen durch den historischen Ortskern in Brunsbüttel-Ort oder durch das Beamtenviertel gehören zur Palette der Angebotsvielfalt in der Schleusenstadt Brunsbüttel. Einer dieser Gästeführer ist Gerd Moormann.
Martin Rösler vom Stadtmanagement Brunsbüttel hat sich die Zeit genommen und möchte von Gerd Moormann wissen, weshalb er Gästeführer geworden ist, was das schönste Erlebnis während einer Führung war und wie sich die Coronapandemie auf den Ablauf der Führungen ausgewirkt hat.
M: Moin Gerd, vielen Dank, dass du dich bereit erklärt hast, für unser Kurzinterview zur Verfügung zu stehen. Wir möchten dir nun fünf kleine Fragen stellen und hoffen somit, den Lesern einen Blick hinter die Kulissen geben zu können.
G: Moin, sehr gerne stehe ich für die Fragen zur Verfügung – vielen Dank für die Einladung.
M: Unsere 1. Frage lautet: Wieso bist du eigentlich Gästeführer geworden?
G: Es hat mich einfach interessiert, mir einen tieferen Einblick in die maritime Seite Brunsbüttels zu verschaffen und dies auch bei Führungen weiter zu vermitteln. Ich bin ein zugereister Brunsbütteler, meine Wurzeln liegen in Niedersachsen, genauer gesagt im Emsland. Auf Grund meiner beruflichen Tätigkeit für einen Chemiekonzern verschlug es mich vor gut 30 Jahren aus dem Rheinland nach Brunsbüttel. Ich habe bald die Besonderheit und Vielfältigkeit dieser Stadt erkannt und wusste, dies wird meine Heimat und die meiner Familie. Ich hatte also schon früh ein starkes maritimes und schifffahrtsbezogenes Interesse. Als ich dann auf das Ausbildungsangebot der VHS zum Gäste- und Schleusenführer gestoßen bin, wusste ich: Da möchte ich mitmachen, denn auch mit Menschen zu kommunizieren macht mir Spaß! Als damaliger „Fast-Rentner“ war ich ohnehin auf der Suche nach einer ehrenamtlichen und interessanten Tätigkeit.
M: Was genau fasziniert dich denn an den Schleusen?
G: Die Schleusen geben mir ein Feeling von Ferne und wecken meine Reiselust. Ebenfalls finde ich die internationale Schifffahrt spannend, denn unsere Schleusenstadt passieren täglich kleine und große Pötte aus aller Herren Länder. Die Schleusen sind zudem nicht nur das touristische Zentrum unserer Stadt, sondern auch Treff- und Sammelpunkt der Bewohner*innen und Schauplatz vieler Veranstaltungen, denn nirgends kommt man Schiffen so nah! Zudem habe ich ein starkes technisches Interesse und die Technik, die hier vor über 125 Jahren verbaut wurde und heute noch in weiter entwickelter Form aktuell ist, beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue.
M: Das stimmt. Doch leider haben die letzten zwei Jahre zu einem Rückgang der Besucherzahlen geführt. Die Coronapandemie hat auch hier ihre Spuren hinterlassen. Wie ist diese besondere Zeit für dich bzw. welche Auswirkungen hat die Krise auf deine Führungen?
G: Natürlich spüren wir alle die Pandemie. Nicht zuletzt auch, weil wir eine relativ lange Durststrecke auszuhalten hatten, aber wir tauschten uns in unserer Schleusenführergruppe von Zeit zu Zeit digital aus, um auf dem Laufenden über den Baufortschritt der 5. Schleusenkammer zu bleiben. Als wir wieder starten durften, lautete unsere oberste Devise: Wir müssen die Gäste, aber auch uns selbst schützen! Wir haben dann die jeweils geltenden Coronaregeln strikt eingehalten, sei es Führungen mit Maske durchzuführen, auf die Abstände zu achten oder den Gästen die Hygienevorschriften vorzutragen. Es war zwar anstrengender, aber wir stießen durchweg auf Verständnis bei den Gästen. Die Führungen waren anders, aber sie fanden genauso großes Interesse wie vorher. Ich persönlich trat anfangs kürzer, weil ich meine zweite Impfung abwarten wollte, mittlerweile bin ich aber wieder voll verfügbar.
M: Nun kommen wir aber wieder zu den schönen Dingen. Was war denn dein bisher schönstes/lustigstes/ungewöhnlichstes Erlebnis bei einer Führung?
G: Da gab es im Laufe der Jahre viele sehr schöne Begebenheiten mit hochinteressierten Gästen, die ja den eigentlichen Reiz an der Tätigkeit als Gästeführer ausmachen. Ich möchte hier nur ein Beispiel nennen: Ich hatte einmal eine außerordentlich interessierte sechsköpfige Gruppe, die auf einer Sightseeing-Reise durch Schleswig-Holstein war. Nebenbei gesagt, ich führe am liebsten kleine Gruppen, man interagiert eher als mit großen Gruppen. Nach über einer Stunde Führung erwähnte der Gruppenleiter, die Gruppe komme aus der kleinen Kornbrennerstadt Haselünne im Emsland, die nur wenige Kilometer von meinem Geburtsort entfernt liegt. Die Gespräche und Diskussionen wurden noch lebhafter und interessanter, kein Wunder bei Emsländern unter sich, und aus der eigentlich 90-minütigen Führung wurden ganz schnell zweieinhalb Stunden (lacht). Nachdem sich die Gruppe in bester Stimmung verabschiedet hatte, kam der Gruppenleiter noch einmal zurück, um mir noch eine Flasche HAKATE (Haselünner Kräutertrunk) als kleines Dankeschön zu schenken. Er versicherte mir auf Nachfrage, dass die Gruppe an dem Tag das im Emsland berühmte alkoholhaltige Getränk noch nicht genossen habe und dass die gute Stimmung nur auf den lebhaften und außerordentlich interessanten Nachmittag an den Brunsbütteler Schleusen zurückzuführen sei.
M: Wie klein doch die Welt ist. Eine abschließende Frage hätte ich noch: Gibt es jemand bestimmtes, den du gerne einmal führen würdest?
G: Ehrlich gesagt, jetzt zum Beispiel meinen Lieblingsmusiker zu nennen, wäre ein Scherz. Am liebsten sind mir interessierte und wissensdurstige Touristen, die mit genügend Zeit eine Führung haben wollen. Der Dialog ist mir am wichtigsten. Besonders freue ich mich darüber, wenn auch Besucher*innen das Wort ergreifen und zur Schleusenführung passende Dinge aus ihrem Erfahrungsschatz preisgeben, das lockert die Stimmung auf und es entsteht sofort eine Vertrautheit. Gruppen, die viele Fragen stellen, sind mir die liebsten, insbesondere herausfordernde Fragen. Selten bin ich eine Antwort schuldig geblieben (lacht).
M: Vielen Dank für das Interview, Gerd. wünsche dir viele nette Gruppen und spannende Führungen, auf dass du noch viele Jahre zu den Brunsbütteler Gästeführern gehörst!
G: Auch ich bedanke mich herzlichst für das Interview. Eines möchte ich aber noch erwähnen: Wir Schleusenführer würden uns sehr darüber freuen, wenn vermehrt auch Brunsbütteler*innen an den Führungen teilnehmen würden – wir versprechen, dass auch sie etwas dazu lernen werden!
M: Guter Aspekt. Für alle Interessierten, hier einmal die Termine der offenen Führungen. Auf www.schleuseninfo.de können Sie sich jederzeit zusätzlich informieren!
Termine der OF im September und Oktober:
September: immer sonntags, dienstags, mittwochs & donnerstags
Oktober: immer sonntags, dienstags & donnerstags
Jeweils um 14:00 Uhr an der Tourist-Information am Gustav-Meyer-Platz